Das Bamberger Hörnla – traditionsreiches Gebäck mit Biss

Ursprung eines regionalen Kulturguts

In Bamberg versteht man unter dem Begriff „Hörnla“ zwei Dinge: Zum einen die bekannte, hörnchenförmige Frühkartoffel aus heimischer Gärtnerei, zum anderen das traditionsreiche, butterreiche Gebäck aus der Bäckerei.
Letzteres blickt auf eine lange Geschichte zurück: Alfred Seel (Senior) dokumentierte sie eindrucksvoll in seinem Buch 600 Jahre Bamberger Bäckerhandwerk.

Einer Sage zufolge stammt das Hörnla aus Wien von 1683 – ein Symbol für den Sieg über den türkischen Halbmond. Doch bereits 1483 wird in Bamberger Archiven ein „Hörnleinsbeck“ erwähnt – also rund 200 Jahre früher als die Belagerung Wiens. Damit ist der Name „Hörnla“ eindeutig mit Bamberg verbunden und weist auf das lokale Bäckerhandwerk hin. Seit dem Mittelalter gehört dieses Gebäck zum unverwechselbaren Kulturgut Bambergs. Jede Bäckerei hütet ihr eigenes Rezept — doch alle teilen zentrale Merkmale: die sichelförmige Form, die feine, knusprige Kruste und vor allem den zarten Buttergeschmack

Buch / Chronik - 600 Jahre Bamberger Bäckerhandwerk von Alfred Seel

Der Bamberger
Hörnla-Krieg …

Bis zum 25. April 1977 durften Hörnla mit verschiedenen Fetten gebacken werden. Doch dann entschied das Landgericht Bamberg: Hörnla müssen mit reiner Butter gebacken werden, Margarine oder andere Fette sind nicht erlaubt. Im August 1977 veranstalteten die Bäcker Adam Noppenberger, Hans Loskarn und Willi Seel auf der Unteren Brücke einen „Hörnla-Test“. 1280 Stimmen akzeptierten Hörnla mit Margarine als „Bamberger Hörnla“, lediglich 33 bestanden auf reinem Buttergebäck. Dennoch blieb das Gerichtsurteil bindend – seither dürfen echte Bamberger Hörnla ausschließlich mit Butter hergestellt werden.

Stimmzettel der Meinungsumfrage zum Bamberger Hörnla und ein Zeitungsauschnitt FT von 1977
Bäckerei Seel - Hörnla Signet Logo gelb

Das Original „Bamberger Hörnla“

Das klassische Bamberger Hörnla basiert auf einem leichten Hefeteig aus Milch, Mehl und Hefe, der über Nacht geführt wird. Am Folgetag wird in mehreren Schichten deutsche Marken­butter eingezogen – bei mindestens 20 % Butteranteil bezogen auf das Mehl.
Bei uns in der Familienbäckerei Seel verwenden wir sogar über 50 % Butter, wodurch unsere Hörnla besonders reichhaltig und aromatisch werden. Zum Schluss werden sie in der typischen sichelförmigen Form aufgesetzt, goldgelb gebacken und am besten frisch aus dem Ofen genossen.

Was juristisch einst als Niederlage galt, wurde langfristig zum Gewinn: Ein hochwertiges Qualitätsprodukt mit klarer Herkunft und Rezeptur – das inzwischen zum Aushängeschild der Bamberger Bäckereien geworden ist.